Kommentare und Artikel zu aktuellen Themen

Die Kommentare beruhen auf den Ansichten des Verfassers und müssen nicht der Meinung des Vorstandes der VFAB entsprechen.

Kiesschüttung Revier 16

Am Dienstag, 12. Mai hat uns Sämi Gerhard telefonisch mitgeteilt, dass Raphael Leder von der ALG (Abteilung Landschaft und Gewässer), die Abteilung Jagd und Fischerei informiert hat, dass vom Kiessammler des Talbaches beim Kreisel Schinznach Dorf ca. 80 m3 Kies zur Verfügung stehen.
In der Folge, wurde rasch und unkompliziert abgemacht, dass der Kies am Mittwoch, 13. Mai 2015 im Revier 16 Förenwäldli unterhalb des Hilfswehres eingebracht wird.
Rolf Acklin hat kurzfristig zugesagt, am Mittwochmorgen, die Kiesschüttung als Vertreter der VFAB zu begleiten, ebenfalls hat er uns Fotos zur Verfügung gestellt.
Ich möchte meine grosse Freude zum Ausdruck bringen, die Mitarbeiter des Kantons, sowie des Kraftwerkes haben sehr spontan reagiert und die Kiesschüttung, welche im Revier 16 hoffentlich eine kleine, aber feine Aufwertung bringt, organisiert. 

Herzlichen Dank an Raphael Leder von der ALG, der die Idee hatte und den Kies nicht einfach irgendwo hin abtransportieren liess.
Besten Dank an Sämi Gerhard von der Jagd und Fischerei für die Koordination. Danke an Oli Brignoli, Vize VFAB und Rolf Acklin für die spontane Mithilfe. 

Markus Jurt
Präsident VFAB

Kommentar zur Förderung des schweizerischen Tierschutzvereins

Die Forderung des STS, wonach Jugendliche erst ab 16 oder 18 Jahren fischen und entsprechend Fische töten dürfen, ist für mich eine reine Provokation und soll den schleichenden Prozess zur Abschaffung der Fischerei und der Jagd in Gange halten.
Sind denn diese Leute wirklich so weltfremd?
Ich möchte den Herrn Gerichtspsychiater Urbaniok, der dieses Vorhaben unterstützt gerne fragen, wieviel Kinder und Jugendliche er schon psychiatrisch betreuen musste, die durch das töten eines Fisches psychisch abgestumpft sind.
Wahrscheinlich behandelt er ungleich mehr Jugendliche, die durch die Gewaltverherrlichung mittels unseren sozialen Medien betroffen sind. Die VFAB bilden zur Zeit ca. 90 Jungfischer aus, an den SaNA Kursen wird seriös gelernt, wie man einen Fisch korrekt betäubt und tötet. Unsere Jugendlichen lernen somit von Grund auf den Umgang mit dem Lebewesen Fisch. Unsere Jungfischerleiter und wir SaNA Instruktoren legen sehr grossen Wert darauf, dass der Fisch als wertvolles Lebensmittel, behandelt wird. Sie lernen entsprechend den Umgang mit der Natur und unseren Gewässern, ich glaube sogar, dass sie ein besseres Verständnis für Natur und Umwelt haben, als mancher extremer Tierschützer und Tierschützerin.
Ich kenne jedenfalls sehr viele aktive und ehemalige Jungfischer, die dank der guten Ausbildung naturbewusste junge Menschen sind, die eine neue Generation von Fischern verkörpern, die mit Respekt und Fairness unser geliebtes Hobby ausführen. Machen wir uns gemeinsam stark für unsere Jungen, die es in dieser hektischen, sich wandelnden Zeit nicht einfach haben und ebnen ihnen den Weg zu unseren schönen Natur und Gewässern.
„Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, dass man nicht mehr dazugehört.“ (Salvador Dali)
Da fällt mir noch ein, der STS könnte sich ja auch einsetzen, dass unsere Äschen nicht länger am Saprolegna Parasitica leiden müssen und dabei qualvoll verfaulen und sterben.
Aber eben, Tier und-Gewässerschutz hören ja auf der Wasser Oberfläche auf.

Markus Jurt
Präsident VFAB und SaNa Instruktor 

--> Zum Artikel vom Tagesanzeiger, 23. April 2015

Kommentar zum Bericht SFV Saprolegna Parasitica

Vor einem Jahr entdeckten wir in unseren Revieren auffallend viele Äschen mit Pilzerkrankung.
Sofort wurden Massnahmen getroffen, SFV, AFV, Sektion Jagd und Fischerei des Kantons Aargau informiert.
Ebenso wurden Äschen gefangen und in Absprache mit dem Kanton in die Universität nach Bern zur Untersuchung gebracht. Leider haben sich die Befürchtungen bestätigt, es handelt sich um den agressiven Pilz Saprolegna Parasitica.
In der Folge haben wir per Rund Mail und auf unserer Homepage Infos betreffend Verhalten aufgeschaltet.
Der SVF und AFV, haben sehr zurückhaltend reagiert. Herr Seiler, Präsident, SFV, hat zum Beispiel in einem Mail mitgeteilt, dass es nichts bringe, wenn man Filzsohlen verbietet, solange die Vögel und Boote den Pilz auch übertragen können....
Ich bin nach wie vor klar der Meinung, dass wir Fischer in diesem Falle Verantwortung übernehmen müssen und die Vorsichtsmassnahmen, die wir treffen können, entsprechend wahrnehmen.
Haben wir mittels einem Merkblatt auch so kundgetan.
Leider hat das der SFV verpasst, mit seinen Möglichkeiten, hätte das zum nationalen Thema werden müssen. Nun tönt es für mich schon sehr befremdend, wenn der SFV jetzt nach einem Jahr endlich reagiert und uns per Newsletter mitteilt, dass die Äschen im Rhein scheinbar vom Aussterben bedroht seien, da sich der Pilz weit verbreitet hat. Er hat hat auch 3 goldene Regeln aufgestellt. Leider haben sich meine Befürchtungen in diesem Fall bestätigt. Der agressive Pilz ist und bleibt ein Problem (nebst vielen anderen) und wir müssen uns wirklich an die Vorsichtsmassnahmen halten. 
Es ist zu hoffen, dass sich unsere Verbände, die wir grosszügig mit unseren finanziellen Beiträgen alimentieren, endlich ihrer Verantwortung bewusst werden und ihren Job machen.

Markus Jurt
Präsident VFAB 

--> Zur SFV Medienmitteilung vom 20. April 2015; 
--> Zum Saprolegnia Flyer vom SFV;

Suhre Kraftwerke

 

Es scheint so weit zu sein, dass Baugesuch für die Kraftwerke an der Suhre liegt auf. Die Suhre wird nun wohl für Jahrzehnte mit leistungsschwachen und hochsubventionierten Kraftwerken zubetoniert werden. Mit allen Begleitfolgen, wie Fischauf- und Abstiege, die erst nach Jahren funktionieren, Verschlickung in den Stauungen, Rodung der Uferbeschattung, was wieder zur Erwärmung des Gewässers beiträgt usw.
Was ich noch vor einem Jahr dachte, bei meinem Kurzaufenthalt im Kantonalverband, auf den Weg gebracht zu haben, scheint man wieder verschlafen zu haben. Der einzige Kritikansatz am Baugesuch wird wieder über den Fischaufstieg laufen, der schon länger als gesetzliche Vorgabe gewährleistet sein muss. Statt von Anfang an das ganze Projekt in Frage zu stellen und aufzuzeigen, was für ein Leerlauf der Bau der Kraftwerke sein wird. Mit einem Stromeinkaufspreis für Kraftwerksbetreiber auf dem europäischen Strommarkt von aktuell 2.5 Rappen und vermutlichen Herstellungskosten bei diesen Kleinwasserkraftwerken von 17 Rappen, fragt man sich schon, wer die Differenz am Schluss finanzieren soll. Selbst Betreiber von grossen Flusswasserkraftwerken an der Aare und der Limmat sagen, sie würden heute weder neue Kraftwerke bauen noch alte sanieren und dies bei Herstellungskosten von nur 7 Rappen.
Es schmerzt sehr, wenn man sieht, wie ein ideenloser Verband erneut eine Gelegenheit verpasst und seiner Verantwortung nicht gerecht wird, endlich neue Wege zu gehen und der Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass das einzig nachhaltige an Wasserkraftnutzung im Aargau der bleibende Schaden an der Natur ist. Hätte man hier etwas erreicht, wäre dies auch für zukünftige Begehrlichkeiten der Kraftwerksbetreiber ein Zeichen gewesen, denn leider sind weitere 6 Kraftwerke an der Suhre in Planung. 

Silvio Sidler und Markus Jurt 19. September 2014

 

Naturverlaichung und/oder Besatz?

Ergänzte Version 14.9.2014

Besatz und Fänge:

In der ganzen Aare wurden in den letzten zehn Jahren jährlich zwischen 20‘000 und 30‘000 Äschen und 30‘000 bis 45‘000 Forellen besetzt. Gefangen wurden maximal 680 Äschen bzw. 750 Forellen pro Jahr. Auch war die Naturverlaichung in den letzten Jahren, ausgenommen 2013, bei der Äsche vorhanden (Äschenlarvenzählung). Es fragt sich, wo sind alle diese besetzten Fische geblieben. Bei verschiedenen lokalen Studien konnte mit Hilfe von Abfischungen festgestellt werden, dass nach zwei bis drei Jahren keine besetzten sondern nur noch naturverlaichte Forellen im jeweiligen Gewässer waren. Das heisst, es konnten von Fischern nur wenige bis keine Forellen aus dem Besatz gefangen werden, die das Schonmass erreicht hatten. In Dänemark wurde ein Fluss jedes Jahr mit unterschiedlichen Zahlen an standortfremden Lachsen besetzt, Besatz je nach Jahr zwischen 20‘000 und 110‘000, gefangen wurde aber immer die gleiche geringe Anzahl, praktisch Null. Eine Genetikstudie ergab, dass die wenigen Rückkehrer nicht aus dem Besatzmaterial sondern aus der lokalen Population stammen mussten. Als man von diesem lokalen Stamm nur in geringer Zahl das Besatzmaterial produzierte, schnellten die Fänge in die Höhe. 

Fortpflanzung: 
Um den Bestand einer Art zu sichern, müssen von jedem Elternpaar nur 2 Nachkommen geschlechtsreif werden. Um dieses Ziel zu erreichen und der Sterblichkeit durch Krankheiten und Prädation entgegen zu wirken, wird die jeweilige Fischart möglichst viele Eier bei jeder Ablaichung produzieren oder möglichst viele Laichzyklen haben und daher älter werden. Die Forellen und Äschen produzieren sehr wenige Eier und werden auch nicht besonders alt, kaum erreicht eine das Alter von 10 Jahre, sie sind dafür nach zwei oder drei Jahren schon geschlechtsreif und der Prädationsdruck in Ihren Gewässern ist, durch die hohe Fliessgeschwindigkeit, relativ klein. Die höchste Sterblichkeit erreichen sie während der Zeit vom Ei bis zur schwimmfähigen Larve, die ihren Platz im Gewässer suchen muss (ca. 80%), danach kommen bei der Forelle die Ausfälle durch die Nierenerkrankung PKD dazu. 

Künstliche Fortpflanzung und Naturverlaichung:
In der Natur hat der Fisch die Möglichkeit den Partner, den Laichplatz und die Laichzeit selber zu wählen. Nach der Dotterfase muss der Jungfisch sich die Nahrung selber suchen, auf dem Boden, im Freiwasser und an der Oberfläche. Er muss den Prädationsdruck überleben, Krankheiten überstehen, mit Temperatur- und Strömungsverhältnissen, mit Hochwasser, mit Wassertrübungen und mit der chemischen Zusammensetzung des Wassers klar kommen. All diese Punkte sind in der Zucht nicht oder nur begrenzt vorhanden. Das heisst, dass die lokale Population am besten mit ihrem Gewässer und den äusseren Umständen zurechtkommt und dies wird über die Gene an die nächste Generation weitergegeben. Sogenannte Blutauffrischung durch standortfremden Besatz ist daher kontraproduktiv und schadet der lokal angepassten Population. Die Gene der Mischlinge aus dem lokalen Stamm und dem standortfremden Besatz werden nicht mehr optimal zum Gewässer passen, ausserdem reichen 25 Weibchen und 25 Männchen um eine Art ohne Inzucht und der nötigen Genvariabilität zu erhalten. 

Erfolgreicher Besatz?
Welche Bedingungen muss ein erfolgreicher Besatz nach all diesen Erkenntnissen erfüllen? Die zu streifenden Tiere müssen aus der lokalen Population stammen, der Vater ist genauso wichtig, wie das Muttertier und Nachkommen aus einer künstlichen Fortpflanzung sollten nicht wieder zum Streifen verwendet werden, da der Fortpflanzungserfolg schon in der 2. Generation um 70 Prozent einbricht. Die Elterntiere sollten immer wieder durch Wildfänge aus dem lokalen Gewässer ausgetauscht werden. Die Aufzuchtanlage sollte mit Wasser aus dem zu besetzenden Gewässer betrieben werden, dadurch gewöhnt sich die Brut schon an verschiedene Wassertemperaturen, Trübungen und Krankheiten. Es sollten Strukturen vorhanden sein, die Fischdichte sollte möglichst klein gehalten werden, Nahrung sollte direkt eingespült werden und vor allem sollte auch Naturnahrung dazu gefüttert werden. Oberstes Ziel bei der Aufzucht sollte die Qualität des Besatzmaterials sein, das heisst, man nimmt auch eine höhere Zahl der Abgänge in Kauf. Der beste Zeitpunkt für den Besatz wäre, meiner Ansicht nach, gleich nach Erreichen der Schwimmfähigkeit und ohne Umwege über Aufzuchtbäche. So haben wir die hohe Mortalität von 80% (in der Zucht 20%) vom Ei zur schwimmfähigen Larve am erfolgreichsten überbrückt und die erste Nahrungsaufnahme findet direkt im neuen Lebensraum statt. 

Forellenaufzuchtbäche:
Es gibt so viele offene Fragen zu der auch die Wissenschaft keine eindeutigen und endgültigen Antworten hat. Ist ein klarer Waldbach mit geringer chemischer Belastung, fehlenden Fressfeinden und ohne PKD wirklich das richtige Gewässer um die Sömmerlinge später in die grossen Talbäche und Flüsse umzusetzen? Werden die umgesetzten aber eigentlich standorttreuen jungen Forellen nicht nach kurzer Zeit wieder in ihr heimisches Gewässer zurückkehren wollen und wenn dies nicht möglich ist, beim Versuch zu Grunde gehen? Ist eine elektrische Abfischung für die Fische wirklich eine so geringe Belastung? Vom leidigen und zum Teil gepriesenen Fettflossenschnitt gar nicht zu reden, denn die Natur macht, meiner Ansicht nach, nichts Unnötiges. 

Genetische Anpassung:
Wie erreichen wir eine optimale natürliche genetische Anpassung an die gewässerspezifischen Bedingungen, insbesondere an die Nierenerkrankung PKD? Es sollten in möglichst kurzer Zeit möglichst viele neue Generationen entstehen. Nur so wäre eine natürliche Immunität gegen Krankheiten und andere Umstände zu erreichen. Das heisst in der Zucht sollten möglichst junge und immer wieder neue Elterntiere verwendet werden. Die kleinere Anzahl der Eier bei jungen Tieren sollte durch eine grössere Zahl der Elterntiere abgefangen werden und mit den Männchen sollten möglichst von jedem Weibchen ein Teil der Eier befruchtet werden. So wird vielleicht schon bald eine Genvariabilität entstehen, die eine natürliche Resistenz gegen die PKD aufweist. 

Mein Fazit:
Wenn wir nicht lokale Brutanstalten bauen wollen, müssen wir, um die Forellen- und Äschenbestände bei uns wieder auf ein erfreuliches Niveau zu heben, unsere Gewässer vor allem mit erstklassigen Laichgebieten ausstatten. Denn nur so haben wir die Gewähr lokal angepasste gesunde Fische zu haben. Ausserdem müssen parallel dazu unsere Bestrebungen erhöht werden schadstofffreie Gewässer zu erhalten, die Wassertemperaturen nicht zu schnell ansteigen zu lassen, damit die Fische Zeit haben sich anzupassen und den Prädationsdruck zu minimieren. Wir dürfen keine weiteren Verbauungen zulassen und müssen bei bestehenden Anlagen dafür sorgen, dass die Konzessionen nicht verlängert oder erneuert werden. 

Vielen Dank an David Bittner für die unbürokratische zur Verfügungstellung seiner Unterlagen und seine nachträglichen Anmerkungen. Beides war mir sehr hilfreich diesen Kommentar zum Thema Besatz erstellen und ergänzen zu können. 

Silvio Sidler, September 2014

Gänsesäger

Von einem älteren Fischer habe ich gehört, dass im Freikanal in Aarau, einem kleinen Seitengewässer der Aare etwa 400 Meter oberhalb der Suhremündung, früher hunderte von kleinen Nasen zu beobachten waren. Die Nase, ein vom Aussterben bedrohter Fisch, der noch im unteren Lauf der Suhre laicht. Aber eines Tages war da plötzlich ein Schwarm Gänsesäger, da war es vorbei. An der Limmat habe ich gehört, dass ein toter Gänsesäger aufgeschnitten wurde, zum Vorschein kamen 50 kleine Barben, auch dies ein Fisch von der roten Liste. Aber das sind Fischer und keine Biologen, kann das stimmen? 
Von einem Biologen konnte man hören, dass an gewissen Laichplätzen der Nase eine Überalterung festzustellen ist. Den Grund dafür nannte er aber nicht. Da fragt man sich, ob die Verlaichung das Problem ist oder vielleicht doch eher die Jungfischphase und sie das laichfähige Alter gar nie erreichen. 
Aber ich denke hier braucht es keinen Biologen sondern Mathematiker um herauszufinden, dass der Gänsesäger eine enorme Belastung für unsere Aare zwischen Aarau und Brugg ist. 100 Gänsesäger x 50 Kleinfische x 365 Tage = 1‘825’000 Fische/Jahr. Die Fischer entnehmen in der gleichen Zeit und im gleichen Gewässerabschnitt etwa 6‘000 Fische, mit Beachtung von Fangverboten, Schonmassen und Schonzeiten. 
Es gab eine Studie finanziert durch den Club 111 zur Entwicklung des Gänsesägers in der Schweiz und danach ein grösseres Projekt an der Berner Aare GZA (Gewässerzustand Aaretal) bei den rauskam, dass vor allem die Forelle, auch diese steht auf der roten Liste, unter dem Frassdruck des Gänsesägers leidet. Es konnten 64% (Aare) und 84% (Bäche) Forellenreste im Mageninhalt der untersuchten Gänsesäger festgestellt werden. (Nachzulesen im GZA Schlussbericht Seite 46-48) 
Wieso wird ein Vogel, obwohl er im nahen Ausland in seiner Art nicht bedroht ist, bei uns nach seiner Einwanderung sofort unter strengsten Schutz gestellt? Brauchen wir wirklich noch mehr fischfressende Vögel? Unsere einheimischen, wie Haubentaucher, Eisvogel und der Wintergast Zwergtaucher, sind an unsere Gewässer angepasst. Sie haben mehr natürliche Feinde durch ihren kleineren Wuchs und vermehren sich nicht mit 8 bis 12 Jungen, da sie an die kleineren Fischbestände in unseren Gewässern angepasst sind. 

Silvio Sidler Juni 2014 

GZA Schlussbericht

Saprolegnia Parasitica

Saprolegnia Parasitica ist im Mittelland angekommen, diese Tatsache muss akzeptiert werden. Die Verbreitung durch Desinfektion der Fischerutensilien bei uns im Mittelland zu unterbinden wird nicht mehr viel bringen und ist nur noch eine Frage der Zeit. Man denke an die Hundebesitzer, Kanuten, Taucher und Badegäste, die nicht mal informiert werden, dass es ein Problem gibt oder an die Wassertiere, Wasservögel und andere Wildtiere, die verschiedene Gewässer nutzen. Bei Reisen ins Ausland oder in andere schweizerische Flusssysteme als dem Rhein sollte die Desinfektion hingegen unbedingt durchgeführt werden. 
Was wirklich etwas bringt, ist unsere Gewässer im Mittelland sauberer zu halten und naturnaher zu gestalten, denn ein gesunder Fisch in einem sauberen Gewässer ist resistenter gegen Krankheiten.
Das heisst: Optimierung der Schwall/Sunk Problematik in den Restwasserstrecken, Massnahmen gegen die Erwärmung der Gewässer, Geschiebehaushalt usw. Am Wichtigsten aber endlich den Ausbau der Kläranlagen durch die vierte Stufe, Gewässerabstände für die intensive Bewirtschaftung durch die Landwirtschaft erhöhen, Drainagen in Äckern verbieten oder sammeln und den Kläranlagen zuführen und Regenentlastungen in der Kanalisation nicht mehr direkt in die Vorfluter leiten. 
Aber was ist von einer aargauischen Politik zu erwarten, die eine Standesinitiative gegen das neue Gewässerschutzgesetz des Bundes einreicht. Ein Gewässerschutzgesetz, dass nach der Rücknahme der Initiative „Lebendiges Wasser“ durch den SFV vom nationalen Parlament schon verwässert wurde. Man wird weiter den Fischern, den Hundebesitzern und den Vögeln die Schuld an der Misere geben. Watverbote für Fischer und Badeverbote für Hunde verhängen und nichts gegen das schleichende vergiften der Gewässer unternehmen. 

Silvio Sidler Juni 2014 

Gewässerschutz

  

Das langsame Sterben des Lebensraumes Fluss!
Endlich Probleme lösen und nicht bewirtschaften

Während die Fischbestände immer mehr abnehmen, nehmen die Verunreinigungen durch chemische Abfälle und Medikamenten immer mehr zu. Es wird mit riesigem Aufwand versucht die letzten bisschen Phosphate und Nitrate aus dem Abwasser zu fällen aber Medikamente, Hormone, Antibiotikas und andere chemische Rückstände werden ungefiltert in die Gewässer geleitet. Auch die Landwirtschaft trägt ihren Anteil dazu bei, die Grenzwerte werden deutlich überschritten, wie der Bericht der EAWAG vom 5. März 2014 erwartungsgemäss bestätigt. EAWAG Bericht [3'521 KB]
Seit Jahren gehen die Fischbestände in den grossen Flüssen im Aargau rapid zurück, vor allem die Edelfische, wie Forelle und Äsche aber auch Weissfische, wie Barbe und Nase sind davon betroffen. In der Aare oder im Rhein eine Forelle zu fangen, grenzt bald an ein Wunder. An der Limmat ist es der zeitaufwendigen und professionellen Arbeit von engagierten Fischern in der Brutanlage Baden zu verdanken, dass der Forellenbestand noch nicht eingebrochen ist.
Die Rezepte unserer obersten Verbandsfunktionäre um mehr Fische zu fangen muten da ziemlich weltfremd an: Amerikanische Forellen besetzen, die Gewässer mit besserem Besatzmaterial zu bestücken und das Widerhakenverbot zu lockern. Was bringt es gezüchtete Jungfische, die in der natürlichen Umgebung kaum Überlebenschancen haben oder standortfremde Forellen, die sich bewiesenermassen bei uns in den grossen Flüssen nicht selber reproduzieren, in kranke Gewässer einzusetzen oder die letzten laichfähigen Forellen mit dem Widerhaken aus dem Gewässer zu entnehmen. 
Aber auch die Antworten der Natur- und Tierschützer sind nicht besser. Statt endlich in Sachen Gewässerschutz Fortschritte zu erzielen und den Wassertieren endlich einen sauberen Lebensraum zu bieten, werden die Flüsse im Namen des Atomausstiegs mit Kraftwerken zubetoniert, mit den bekannten Problemen von unterbrochenem Geschiebehaushalt, Verschlickung bei den Stauungen und Schwall-Sunk in den Restwasserstrecken, neu eingewanderte fischfressende Vögel werden sofort unter strengen Schutz gestellt und Projekte zur Ansiedlung von Fischadler und Fischotter lanciert. Wiedermal hört der Tierschutz an der Wasseroberfläche auf und die Fische, Krebse und andere Wasserbewohner werden vergessen oder zu Prädatorenfutter degradiert. 
Was sagen die Behörden und Verwaltungen? Die Reduktion der einheimischen Bachforellenbestände in den letzten 5 Jahren hat nichts mit der Bestandszunahme des Gänsesägers im gleichen Zeitraum zu tun. Die Schuld liegt einzig beim halben Grad Temperaturerhöhung durch die Klimaerwärmung. Wo waren die Behörden im Hitzesommer 2003? Auch sind die Behörden und die Politik dabei das Gewässerschutzgesetz umzusetzen, bis Resultate zu erwarten seien daure es aber noch 20 bis 30 Jahre. Hoffentlich leben noch ein paar Wasserbewohner in unseren Flüssen bis wir aufhören unsere Probleme per Förderband ins Meer zu leiten. 
Und die Politik setzt noch einen drauf. Das Aargauer Parlament will den Anteil zur Revitalisierung der Gewässer aus den Einnahmen des Wasserzinses streichen oder zumindest von 10 auf 5% reduzieren. Wenn zu viel Geld für die Revitalisierung vorhanden ist, sollte der Anteil nicht gekürzt, sondern für die vierte Stufe bei Kläranlagen verwendet werden. 
Wann endlich bekommen unsere Wasserbewohner einen sauberen und würdigen Lebensraum? Dann gäbe es auch mehr Platz für fischfressende Vögel und Fischotter und wir müssten unsere Jungfischer nicht mehr auf das nächste Mal vertrösten, wenn sie im Jungfischerkurs wieder keinen Fisch gesehen haben….

Silvio Sidler, April 2014 

 

Neuer Gewässerbeauftragter VFAB

 

Artikel für die Zeitschrift Aqua Viva-Rheinaubund
Unsere wunderschöne Aare-Pachtstrecke reicht von der Solothurner Kantonsgrenze bis zum Einlauf des Süssbach in Brugg. Diese 24 Kilometer zählen zu den schönsten und abwechslungsreichsten Flussstrecken im Aargau. Trotz starken Rückgängen ist gerade die Vielfalt der Fische hier noch immer beeindruckend. Diese Gewässerlandschaft gilt es zu schützen und langfristig aufzuwerten, damit sich auch künftige Generationen daran erfreuen können.
Obwohl wir uns in der VFAB alle leidenschaftlich der Fischerei verschrieben haben, sind wir stets bemüht, den Lebensraum Wasser, als Ganzes zu verstehen und in unsere Arbeit mit einzubeziehen. 
Mit der Schaffung des neuen Amtes eines Gewässerbeauftragten, wollen wir ein Zeichen setzen und eine zentrale Anlaufstelle innerhalb der VFAB aufbauen.
Ich freue mich sehr über das Vertrauen meiner Vorstandskollegen und hoffe mich rasch in die aktuellen Themen einarbeiten zu können und der Aufgabe als Gewässerbeauftragter in der VFAB gerecht zu werden.
Unsere aktuellen Gewässerthemen sind: Umbau des KW Rüchlig in Aarau und die damit einhergehenden ökologischen Ausgleichmassnahmen, wünschenswerte Korrektur des Wasserteilers in Rupperswil, die Brugger und Rupperswiler Auen, Fischfallen, Hochwasser und Schwankungen der Abflussmengen.
Und vieles mehr…

Fabian Müller, April 2014 (Gewässerbeauftragter VFAB)

 

Wasserkraftwerke oder Nachhaltigkeit?

Artikel für die Zeitschrift Aqua Viva-Rheinaubund
Wieder leistungsschwache Kraftwerke statt Renaturierung: Fall Suhre 

Die verfehlte Energiewende geht weiter. Wieder wird ein zur Renaturierung bereiter Bach für Jahrzehnte mit Kleinwasserkraftwerken zubetoniert und von links nach rechts wird Applaus gespendet. Immer noch werden Fliesswasserkraftwerke als nachhaltige Energie verkauft und nur wenige wehren sich dagegen. 
6 Kleinwasserkraftwerke sollen zwischen Muhen und Aarau auf einer Strecke von 4 km in die Suhre gestellt werden. Mit einer Stromproduktion, die zu zweidritteln subventioniert werden muss. Mit den üblichen Folgeproblemen, wie einer Verschlickung in den Stauhaltungen, einer Erwärmung des Wassers in den Sommermonaten und Fischaufstiege, die erst nach Jahren der Nachbesserung funktionieren, wie man an den vorhandenen Beispielen in Hirschthal und Schöftland sieht. 
Dabei würde sich dieser Abschnitt der Suhre sehr gut zur Renaturierung eignen, die rechte Seite ist grösstenteils unbebaut und es hätte ein stetiges Gefälle bis zur Mündung in die Aare, wenn die bestehenden Abstürze entfernt würden. Ausserdem ist die ganze Strecke beidseitig bewaldet und dadurch optimal beschattet. Das Ergebnis sind eine kleinere Erwärmung des Wassers im Sommer und ein geringer Pflanzenbewuchs im Wasser, welcher sicher auch durch die nicht vorhandene Überdüngung einer fehlenden Landwirtschaft in diesem Abschnitt beeinflusst wird. 
Gerade der untere Teil der Suhre, der durch all die kälteren Zuflüsse ein gutes Laichhabitat und ein hervorragender Lebensraum für die Forelle ist, sollte für ein bisschen unrentablen Mehrstrom nicht geopfert werden. Ausserdem ist die Suhre einer der wenigen noch verbliebenen grösseren Kaltwasserzubringer für die Aare, in welchen sich die bedrohten Äschen und Forellen in der heissen Jahreszeit zurückziehen könnten. Zu erwähnen ist auch, dass der unterste Teil der Suhre eines der letzten Laichgebiete von nationaler Bedeutung für die vom Aussterben bedrohte Nase ist. 

Silvio Sidler, Februar 2014

 
 

Endlich kann wieder mit Widerhaken gefischt werden

Das hat der Schweizerische Fischereiverband sehr gut lobbyiert, endlich kann man in den Seen und Stauhaltungen auf allen Systemen wieder mit Widerhaken fischen, obwohl die Umsetzung in den Kantonen, vor allem für die Kantonalverbände, schwierig werden wird. Könnte natürlich sein, sollten die Kantonalverband bei den Behörden und der Regierung scheitern, dass ihnen Schwäche oder zu wenig Engagement vorgeworfen wird und es wieder zu Austritten kommt aber das ist nicht so wichtig, Hauptsache ist doch, ich verliere weniger Fische beim Drill. Wenn schon die Fischbestände zurückgehen, habe ich wenigstens gleichviele Fänge auf der Statistik. Der andere Vorteil wäre, wenn der kantonale Verband geschwächt ist, kann man auf das Patentsystem umstellen und die leidige Vereinsarbeit fällt endlich weg. Bestes Beispiel ist unser Vorzeigenachbarkanton und der SFV hat dann auch wieder kompetente Kandidaten für seinen Vorstand. 
All die Möchtegern engagierten Idioten, die sich für weniger Chemie und Hormone in den Gewässern oder es kommt noch intelligenter; für weniger Verbauungen und Stauhaltungen in den Flüssen einsetzen, die vergessen völlig, dass wir dort wieder mit Widerhaken fischen können. Die Antibiotikas, die aus den Kläranlagen in unsere Flüsse geleitet werden sind doch gut für unsere Fische, so bekommen sie weniger Entzündungen. Das Gleiche gilt für Fungizide und Pestizide, wer hat schon gern verpilzte Fische oder zu viele Insekten in den Flüssen und Seen, schliesslich sollen die Fische unsere mit Widerhaken bestückten Köder schnappen und nicht eine zu grosse Auswahl haben, und ich brauche auch nicht mehr ein allzu grosses Sortiment an Ködern mitzunehmen. Oder Herbizide: für was brauche ich Pflanzen in den Gewässern, da reiss ich nur meinen teuren Köder ab und pflanzenfressende Fische haben sowieso zu viele Gräte. Ganz gewitzte Zeitgenossen kommen vielleicht mit dem Argument: Laichhabitate für Hecht und Barsch, die vergessen völlig den Besatz für den ich jedes Jahr zwei oder sogar drei Stunden opfere und nicht Fischen gehen kann aber jetzt bleiben die Fische ja wieder besser hängen, also muss man das wohl oder übel auf sich nehmen. 
Oder das leidige und endlose Thema Prädatoren: Auch da ist der Widerhaken unersetzlich, wenn all die freigelassenen untermassigen und geschonten Fische tot am Boden liegen, bekanntlich fressen Kormoran und Gänsesäger nur lebende Fische oder solche, die noch etwas zucken, ziehen sie sicher in anderer Gegenden ab und wir können unsere Gewässer endlich mit Regenbogenforellen besetzen. 
Demnächst kann ich auch unsere Fischereiaufseher fragen, ob das wirklich ihr Ernst sei, wenn sie mir oberhalb der Brücke, die die Stauhaltung begrenzt, eine Anzeige wegen Fischen mit Widerhaken verpassen wollen. Diesen verhinderten Polizisten nehmen wir auch noch die Lust ihre Freizeit auf diese widerwertige und unkollegiale Art zu verbringen. 
Ein Strich durch die Rechnung könnten uns natürlich die paar Tierschützer machen, wenn sie wieder mit einem allgemeinen Widerhakenverbot kommen und vielleicht den lebenden Köder noch oben drauf packen. Aber unsere weitsichtigen Leute im SFV werden auch gegen diese kleine Gruppe von Extremisten ihren Mann stehen. 
Endlich haben es unsere obersten Fischer eingesehen, dass man seine Zeit nicht mit mühsamen Gewässerschutzinterpellationen vergeuden sollte, sondern mit wirklich wichtigen Forderungen kommen sollte. Die erste Hürde ist bereits geschafft, ab jetzt können sie sich auf das Verbot, lebender Köderfisch konzentrieren. Also, noch mal ein riesiges Kompliment an den SFV für seine grossartige Arbeit und Voraussicht. Lieber weniger Fische verlieren, als viele Bisse, die ich nicht verwerten kann. Ich verliere nur wertvolle Zeit, wenn ich einen Drill habe und der Fisch sich dann auf den letzten Metern doch noch verabschiedet. 

Silvio Sidler, Dezember 2013 

Einseitiger Auenschutz

Es gibt 3 Auenschutzstrecken in unseren Revieren 15 bis 19, das heisst vom Brugger Süssbach bis an die Kantonsgrenze Aargau Solothurn in Aarau. Diese sind die Brugger Auen mit den Eisweihern in der Restwasserstrecke des Kraftwerks Wildegg-Brugg, der neue Seitenarm der Restwasserstrecke des Kraftwerks Rupperswil-Auenstein und der Seitenarm im Rohrer Schachen. 

Restwasserproblematik

Die Restwasserstrecken des Kraftwerks Wildegg-Brugg hat einen minimalen Abfluss während des ganzen Jahres von 10m3/s, die von Rupperswil-Auenstein von 15, 20 oder 25m3/s je nach Jahreszeit (die genauen Zahlen können auf unserer Homepage unter Kraftwerke eingesehen werden), in der Restwasserstrecke Wildegg-Brugg soll er demnächst erhöht werden. 
Bei Hochwassern haben wir in der Restwasserstrecke Abflüsse von bis zu 1000m3/s, dies ist im Fall von Wildegg-Brugg das hundert fache. Wenn man diese Zahl mit der ganzen Aare vergleicht, wo wir im Extremfall auf das 10-fache kommen, mit einem minimalen Abfluss von ca. 150m3/s und einen maximalen von 1397m3/s (Hochwasser August 2007), kann nicht mehr von Natürlichkeit geredet werden. Sobald die Wassermenge der Aare über 400m3/s steigt wird das zusätzliche Wasser über die Restwasserstrecke geleitet, was zu häufigen Hochwassern führt, gefolgt von langen Abschnitten mit gleich bleibenden Abflussmengen. Die grössten Probleme macht im Moment die Restwasserstrecke des Kraftwerks Wildegg-Brugg.

Restwasserstrecke Kraftwerk Wildegg-Brugg

Diese frappanten Unterschiede der Abflussmengen in der Restwasserstrecke Wildegg-Brugg ist für die Lebewesen, die im oder am Wasser leben eine enorme Belastung. Ebenso ein grosses Problem sind der schnelle Anstieg und Abfall der Wassermenge (Schwall/Sunk), Überflutungen von Ufern und Waldgebieten und nachfolgende Trockenlegung von Mulden und Senken, was zu Fischfallen führt, in welchen Wassertiere elendlich zu Grunde gehen. Längere Hochwasser, wie wir sie im Herbst/Winter 2012/2013 hatten, führten dazu, dass die Wassertiere den neuen Lebensraum angenommen haben. Als dann das Wasser nach dem ersten Hochwasser wieder innerhalb von Stunden sank, sind in ausgeschwemmten Mulden und Rinnen riesige Mengen von Wassertieren steckengeblieben. Es wurden zwar von den VFAB und den Kraftwerksangestellten elektrische Abfischungen gemacht oder mit Netzen und Kübeln die Fische wieder ins Wasser zurückgesetzt aber tausende von Fischen, Krebsen, Muscheln und Millionen von Bachflohkrebsen und Insektenlarven sind im Schlamm oder auf dem Trockenen erstickt. Unter jedem trockengelegten Stein waren dutzende von Bachflohkrebsen zu finden. Beim zweiten längeren Hochwasser war nur noch ein Bruchteil von gelandeten Fischen zu finden. Dies könnte einem dazu verleiten zu denken die Fische hätten es gemerkt aber es zeigt nur, dass beim ersten Hochwasser der Bestand an Kleinfischen auf einen Bruchteil reduziert wurde. Gerettet werden konnten: Forellen (4), Stichlinge (4), Grundeln, Groppen (4), Barben (4), Bachneunaugen (2) und Kleinstweissfische, die nicht genau nach Arten zugeordnet werden konnten. (Die Zahlen in Klammern bedeuten den Gefährdungsgrad der Fischart nach Verordnung zum Bundesgesetz der Fischerei)
Vor Jahren war das Kraftwerk Wildegg-Brugg verpflichtet die Restwasserstrecke zu unterhalten, so konnten immer wieder Fischfallen entfernt werden. Unterdessen wurde dem Kraftwerk im Namen des Auenschutzes verboten Unterhaltsarbeiten zu machen. Es soll alles möglichst natürlich sein. Wie oben schon erwähnt entbehren die Pegelstände in der Restwasserstrecke jeder Natürlichkeit.
Aussagen von Auenschützern wie, „einmal gewinnt diese Tierart, einmal eine andere“, stossen einem ziemlich auf, wenn man das Massensterben diesen Herbst beobachtet hat. Die Wassertiere sind auf jeden Fall immer die Verlierer, denn irgendwann und je länger es geht desto schlimmer, laufen wieder nur 10m3/s Restwasser. 
Im Frühling 2013 konnte mit Unterstützung der Sektion Jagd und Fischerei endlich die Abteilung Landschaft und Gewässer überzeugt werden die schlimmsten Fischfallen entfernen zu lassen. Die Kosten übernahm die Sektion Jagd und Fischerei. 

Restwasserstrecke Kraftwerk Auenstein-Rupperswil

Der neue Seitenarm führt im Winter bei 15m3/s Abflussmenge kaum Wasser, es fliesst nur ein kleines Rinnsal durch die neue Strecke. Das Wasser gefriert zum Teil und ist nur in kleineren Abschnitten eisfrei, wahrscheinlich durch wärmeres aufstossendes Grundwasser. Ausserdem ist es eine Kieswüste ohne Strukturen, Deckungen, Unterständen und Schattenwurf, in diesem Bereich wird sich kaum eine Fischpopulation einstellen. 
Der wichtige Kiesbringer für das Flussbett im neuen Lauf funktioniert nur bei grösseren Hochwassern. Obwohl diesen Frühling ein langanhaltendes Hochwasser war ist der Uferbereich mit Gras bewachsen, das heisst es wurde trotz Hochwasser kein Kies abgetragen. 
Der Altarm funktioniert zum Glück noch aber auch dort fehlen zum grössten Teil die Strukturen. Es wurde zwar Kies beigegeben aber da an gewissen Stellen grössere Steine und andere Hindernisse fehlen, haben sich die Rinnen und Löcher mit Kies gefüllt und werden langsam zu einem eintönigen Gerinnsel. Die alten Uferstrukturen links unterhalb der Brücke sind zum grössten Teil verschwunden, diese wichtigen Habitate für Äschenlarven und anderen Jung- und Kleinfische sind dem Bagger oder der Erosion zum Opfer gefallen. Auch die Verlaichung des Alets Anfang Sommer, die früher in diesem Bereich beobachtet werden konnte gibt es nicht mehr oder ist zumindest nicht mehr sichtbar. 
Auch hier ist festzustellen, dass die Wassertiere nicht viel gewonnen haben oder wie immer zu den Verlierern gehören. Das Interesse am Tierschutz scheint an der Wasseroberfläche aufzuhören. 

Seitenarm Rohrer Schachen

Den Fischern wurde währen der Projektfase und den Ausführungsarbeiten versprochen, dass die neu entstehende Insel für Fischer immer betretbar ist. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde der Steg entfernt ohne den Fischenz-Pächter zu informieren. Nachträglich wurde kommuniziert, dass Hunde und Kleinkinder fast ertrunken seien. Wären die Hunde, wie im Wald vorgeschrieben an der Leine und die Kleinkinder unter Aufsicht, wie man es erwarten könnte, wäre diese Kurzschlusshandlung nicht nötig gewesen. Das Aareufer ist überall gefährlich, soll es überall eingezäunt werden, nur das absolute Sicherheit herrscht?
Für die Fische bringt der Seitenarm gar nichts für die ebenfalls bedrohten Amphibien hingegen sehr viel, was erfreulich ist. 
Leider wird er, da er in der Innenkurve liegt, demnächst Verlanden und nur mit hohen Kosten wieder tauglich gemacht werden können.

Fazit zum Auenschutz

Hohe Kosten, Rohrer Schachen 1.4 Millionen, Rupperswil 14 Millionen. 
Es wird an Vögel, Biber, Käfer und Amphibien gedacht aber die Wassertiere, welche unseren ganz besonderen Schutz haben sollten da sie im wahrsten Sinne des Wortes keine Stimme haben, werden vergessen. Die meisten Fischarten gelten als gefährdet. Die zwei früher in der Aare heimischen Krebsarten sind in der Aare bereits ausgestorben und kommen nur noch in den Seitenbächen vor. Das gleiche gilt für gewisse Muschelarten. Die unzähligen Eintags-, Stein und Köcherfliegenarten deren Larven im Wasser aufwachsen, die durch die Gewässerverschmutzung und Stauungen stark gefährdet sind oder bereits und zum Teil unbemerkt ausgestorben sind. Die wiederum die Nahrung für viele andere Tierarten wie Fische, Vögel, Kleinsäugetiere, Amphibien, Reptilien usw., sind und waren. 
Aber ein Auenpark macht mehr her als wenn man in einer Kläranlage chemische Rückstände herausfiltert. Es klingt besser, wenn man Kernkraftwerke abschaltet und dafür unsere letzten freifliessenden Flüsse mit Kraftwerken zubetoniert und das ganze nachhaltige Energiepolitik nennt. 
Wir unterstützen den Auen- und Naturschutz ebenfalls aber er sollte für alle Tierarten gelten auch für die, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Wir kämpfen dafür, dass Fische nicht zu Vogelfutter degradiert werden. 
Wir freuen uns auch bei der Futtersuche einem Eisvogel mit seinen Kamikazeflügen, einer Wasseramsel bei ihren Tauchübungen, einem Zaunkönig bei seinen Turnübungen im Unterholz, einer halsbrecherischen Fledermaus zuzuschauen oder den Geschäften eines Bibers, einer flinken Maus zu folgen oder dem Laichgeschäft eines Stichlings, dem Aufsteigen von schlüpfenden Mücken oder was auch immer und dies nicht nur, wenn wieder kein Fisch beissen will. 

Mehr zum Auenschutz

Silvio Sidler, April 2013

 

Nachhaltigkeit

Eigentlich kann man das Wort Nachhaltigkeit nicht mehr hören, aber leider gibt es zurzeit kein anderes dafür. Die Strategie des Bundes, die Wasserkraft auszubauen, klingt eigentlich gut, wird aber Probleme in der Zukunft schaffen. Die Wasserkraft ist zwar erneuerbar aber nicht nachhaltig. Es wird zuviel Lebensraum im und am Wasser zerstört und der Rückbau all dieser, durch kurzsichtiges Denken verursachten Verbauungen, müssen nachfolgende Generationen bezahlen. 
Ähnliches gilt für die Einleitung von Abwässern in unsere Flüsse und Seen. Es wird mit riesigem Aufwand versucht die letzten bisschen Phosphate und Nitrate aus dem Abwasser zu fällen aber Medikamente, Hormone, Antibiotikas und andere chemische Rückstände werden ungefiltert in die Gewässer geleitet. Am Beispiel des Klingnauer Stausees sieht man wohin dies führt, die belasteten Sedimentablagerungen müssen auf Druck des aargauischen Fischereiverbandes mit hohen Kosten (Steuergelder) entsorgt werden und dürfen nicht einfach in den Rhein gespühlt werden. Die zukünftigen Folgen dieser Unterlassungen sind bis heute nicht absehbar und schon redet die chemische Industrie von genmanipulierter Nahrung, die ein grosser Segen für Mensch und Natur sein soll. 
Die Investition in die einheimischen Fische ist dagegen nachhaltig: kurze Wege zu den Berufsfischern, Fische brauchen keinen Dünger und kein Mastfutter aus nicht nachvollziehbarem Ursprung. Fische benötigen auch keine Medikamente und keine Antibiotikas. Wenn etwas den Namen Bio verdient, dann sind es Wildfische aus der Schweiz. 
Ausserdem halten sich die einheimischen Fischer an Schonvorschriften, zerstören den Lebensraum Wasser nicht mit Grundschleppnetzen und Beifänge können schonend wieder in die Freiheit entlassen werden. Der inländische Fisch verbringt sein ganzes Leben in der Freiheit und in Zukunft hoffentlich in intakten Gewässern, bis er bei uns auf dem Teller landet und zu einer gesunden Delikatesse wird. 
Die Fischereiverbände und einzelne Fischer und Fischerinnen setzen sich für den Lebensraum Wasser mit viel Engagement ein. Die Arbeit und der Einsatz kommt heute in erster Linie nicht der Fischerei sondern den Fischen zu Gute und dies zumeist gemeinnützig und freiwillig.

Silvio Sidler, März 2013