Baustellen Informationen

April 2014
Im Jahr 2014 werden nach und nach die Maschinengruppen des Hauptkraftwerks und des Dotierkraftwerks in Betrieb gesetzt. Der Aareabfluss wird daher wieder vermehrt über den Kraftwerkskanal geleitet. Bis Ende Jahr wird das neue Kraftwerk mehrheitlich gemäss dem neuen Regime betrieben werden können. Die Testläufe und Inbetriebnahmen werden von der UBB hinsichtlich Ausbreitung von Trübungen in der Aare und Pegelschwankungen begleitet. Die Auswertung der Messsonden konnten bisher als bedenkenlos eingestuft werden. Der Gewässerbeauftragte der VFAB verfolgt die Entwicklungen im KW Rüchlig als Begleitkommissionsmitglied, so kann der Informationsfluss gewährleistet werden. 

Juni 2014
Die Bauarbeiten beim Projekt Neubau KW Rüchlig laufen auf Hochtouren. Mit dem Probebetrieb der Maschinengruppe 1 und 2, welcher momentan im Gang ist, produziert das Kraftwerk bereits eigenen Strom. Auf Seiten Umwelt steht die Inbetriebnahme der neuen Fischaufstiegshilfe beim Dotierkraftwerk auf dem Programm. Vor der eigentlichen Flutung soll nun in einem letzten Arbeitsschritt das Sohlsubstrat in die Fischaufstiegshilfe eingebracht werden. 

Fabian Müller (Gewässerbeauftragter VFAB)

26. Oktober 2014

 

Newsletter der Baustelle Rüchlig

Juli 2012 [5'822 KB] 
Dezember 2012 [597 KB] 
Juni 2013 [3'439 KB] 
Dezember 2013 [5'413 KB] 
Juli 2014 [1'544 KB] 

Das Kraftwerk Rüchlig in Aarau wird zur Zeit von der Axpo nach den neuesten gewässerökologischen Erkenntnissen umgebaut. Erstmals in der Schweiz wird ein Fischabstieg geplant und ausgeführt. Dieses Vorhaben gibt Hoffnung für unsere Wanderfische. 
Nach dem Umbau soll die Ausbauwassermenge 380 bis 420 m3/s betragen. Das Restwasser von November bis Februar 30 m3/s, März, April, September und Oktober 35 m3/s und Mai bis August 40 m3/s.

 

KW Rüchlig Fischwanderung

Nachfolgender Artikel wurde freundlicherweise durch die Axpo Power AG, Hydroenergie zur Verfügung gestellt.

Allgemein

Flusskraftwerke stellen für die Fischwanderung ein Hindernis dar, weshalb dem Aspekt der Fischwanderung bereits in der Planung von neuen Kraftwerksanlagen oder Neukonzessionierungen gebührend Rechnung getragen wird. Während mit dem heutigen Stand der Technik der Fischaufstieg mittels Fischaufstiegsanlagen gewährleistet werden kann, ist das Know-How für die Realisierung von Fischabstiegsanlagen bei Wasserkraftwerken an grossen mitteleuropäischen Flüssen noch nicht ausreichend bekannt, respektive mit grossen bautechnischen und hydraulischen Herausforderungen verbunden. 

Im Rahmen der Neukonzessionierung des Axpo Kraftwerks Rüchlig wurde der Aspekt der Fischwanderung detailliert untersucht und berücksichtigt. Nachfolgend werden die im Rahmen der Neukonzessionierung des Kraftwerks Rüchlig festgelegten Massnahmen hinsichtlich Wanderwege für die Fische erläutert. Die Realisierung des Projektes ist seit dem 2. April 2012 im Gang. Im Rahmen der Realisierung werden auch die neuen Fischwanderanlagen erstellt und bis im Jahr 2015 in Betrieb genommen.

Fischaufstieg

Beim Hauptkraftwerk Rüchlig (HKW) wird ein neuer Vertikal-Schlitz-Pass nach dem neusten Stand der Technik (April 2010) gebaut. Beim landseitigen Haupteinstieg in die Fischtreppe kommt im Rahmen eines Pilotprojektes eine Lockstrompumpe zum Einsatz, mit welcher die für das Auffinden der Fischtreppe wichtige Lockwassermenge massgeblich verbessert werden soll. Je nach Aareabfluss wird mit der Lockstrompumpe eine Lockströmung bis zu 3.6 m3/s (1 % der Ausbauwassermenge am HKW) generiert. Der Einstieg in die Fischtreppe befindet sich wenige Meter unterhalb der Turbinenausläufe. 

Auch beim wehrseitigen Dotierkraftwerk (DKW) wird ein neuer Vertikal-Schlitz-Pass gebaut. Hier wird die Lockströmung alleine durch das Wasser aus der Fischtreppe erzeugt (1 % der Ausbauwassermenge DKW oder mehr). Der Einstieg befindet sich wenige Meter unterhalb des Saugrohrendes und besteht aus einem Schlitz, ähnlich wie im Fischpass selbst.

Zusätzlich wird im Rahmen der ökologischen Ausgleichsmassnahmen der Frey-Kanal geöffnet und mittels Vertikalschlitzpass ein Anschluss an das Oberwasser geschaffen. Weil sich die Mündung des Frey-Kanals in die Aare rund 1 km flussabwärts des Wehrs befindet und für Fische im Sinne der gezielten Wanderung schlecht auffindbar ist, ist keine grosse Fischwanderung zu erwarten. Der Frey-Kanal dient primär als Lebensraum, nicht als Wanderkorridor.

Mit der Realisierung der neuen Fischtreppen ist davon auszugehen, dass sich die Bedingungen für aufwärts wandernde Fische in der Konzessionsstrecke des Kraftwerks Rüchlig massgeblich verbessern werden. Zwecks Nachweis der Funktionalität der neuen Fischtreppen sind nach der Realisierung Erfolgskontrollen vorgesehen. 

Fischabstieg

In Deutschland werden seit kurzem für Kleinwasserkraftwerke funktionierende Fischabstiegshilfen eingesetzt. Seitens Axpo wurden diese Installationen von Experten geprüft und anschliessend zur Umsetzung am DKW Rüchlig vorgeschlagen. 

Bei der geplanten Fischabstiegsanlage handelt es sich um einen kombinierten Fisch- und Treibgutableiter mit Horizontalrechen (lichter Stababstand 20 mm). Dieser Typ von Fischabstiegsanlage wurde in Deutschland an zwei Kraftwerken an der Saale erprobt und zeigt gute Resultate. Die Fische folgen dem Horizontalrechen oder einer als Halbschale ausgeführten Sohlleitwand in einen oberflächen- und bodennah offenen Bypass. Dieses Prinzip eignet sich aufgrund von hydraulischen und statischen Grenzen nur für kleinere Buchtenkraftwerke bis rund 80 m3/s Ausbauwassermenge. Die Fischmortalität bei der Passage des DKW kann mit dieser Massnahme markant reduziert werden, respektive sie sinkt gegen Null.

Am HKW hingegen kann nach dem heutigen Stand der Technik keine Fischabstiegshilfe realisiert werden. Bei grossen frontal angeströmten Kraftwerken können aus statischen Gründen keine Feinrechen zum Einsatz kommen, welche das Eindringen der Fische in den Turbinenbereich verhindern oder die Fische zu einem Abwanderkorridor leiten. Im Weiteren sind aufgrund der hohen Anströmgeschwindigkeit am Rechen weitere Verhaltensbarrieren wie Lichtimpulse oder Elektrovorhänge gemäss der einschlägigen Literatur nicht wirksam. Mit der Wahl einer fischfreundlichen und horizontalachsigen Kaplanturbine mit nur 3 Rotorblättern kann die Mortalität jedoch markant reduziert werden. Im Weiteren werden zwischen der neuen Hochwasserentlastung und der Maschinengruppe 4 zwei Rohre dm=30 cm installiert. Diese Rohre bleiben vorerst geschlossen und kommen erst zum Einsatz, wenn wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse vorliegen, wie die Fische mit mechanischen- oder Verhaltensbarrieren zu den Rohren geführt werden können. 

Mit der Erstellung einer Fischabstiegsanlage beim DKW und mit der Wahl von horizontalachsigen, fischfreundlichen Kaplanturbinen beim HKW Rüchlig werden alle aktuell möglichen Massnahmen zum Fischabstieg gemäss dem heutigen Stand der Technik realisiert. Im Weiteren soll mittels Erfolgskontrolle bei der Fischabstiegsanlage am DKW die Funktionalität geprüft werden.

Insgesamt betrachtet entsteht mit der Realisierung der neuen Fischwanderanlagen im Rahmen des Projektes Neubau Kraftwerk Rüchlig insbesondere für die Umweltbereiche Oberflächengewässer, Fischerei sowie Landschaft und Natur eine Verbesserung. Zudem kann das Konzessionsgebiet mit der Umsetzung von neun ökologischen Ausgleichsmassnahmen sowie einer deutlichen Erhöhung der Restwassermenge aufgewertet werden. Übersichtsplan [390 KB] 

Axpo Power AG, Hydroenergie, 4. März 2013